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Tundramöwe
Heuglin's Gull
L. fuscus heuglini

Oman (Grenzregion zur WP), 11-2015
© Tobias Epple


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2015-12-03   1
Detlef Gruber Foto: Tundramöwe von Tobias Epple
Eine der Hauptattraktionen an den Stränden des Omans, neben der Faszination fliegender Fische, ist auch das recht unterschiedliche Erscheinungsbild der „Östlichen Heringsmöwen“. Insofern ähnelt die Situation im Oman den Verhältnissen mit „Westlichen Heringsmöwen“ an unserer Nordseeküste.
Gut zu erkennen, dass hier „Heringsmöwen“ mit unterschiedlich dunkelgrauen Mantelfärbungen nebeneinander den Strand bevölkern. Ferner, dass ihre aktive Handschwingenmauser im November unterschiedlich weit fortgeschritten ist.
Während z. Bsp. bei der fliegenden, recht dunkel wirkenden Möwe mit Fisch im Schnabel die inneren Handschwingen fehlen, zeigt die darunter sitzende heller wirkende Möwe (die vom Fotografen wegschaut) eine sehr kurze Handschwingenprojektion. Daraus folgt, dass letztere jahreszeitlich früher mit der Handschwingenmauser begonnen hatte und diese bald abschließen wird.
In der Regel ist dies auf Populationsniveau mit dem Zeitpunkt der Brutzeit korreliert. Vereinfacht gesagt, Heringsmöwen, die sehr weit im Norden brüten mausern später im Herbst ihre Handschwingen.
Wenn man nun in der glücklichen Lage ist, wie hier im Oman, wo es noch Tausende von rastenden Heringsmöwen auf den Stränden gibt, dies anhand einer „großen Stichprobe“ zu analysieren wird feststellen, dass die überwiegende Anzahl der dunkleren Heringsmöwen später mausern.
Somit liegt nahe zu vermuten, dass diese in der Tundra brüten und es sich folglich um „Tundramöwen“ handelt. Die helleren Heringsmöwen mit nahezu abgeschlossener Handschwingenmauser stammen dann wohl aus weiter südlich gelegenen Brutgebieten und sehr wahrscheinlich handelt es um „Barabamöwen“.
Interessant ist aber auch die Feststellung, dass es auf den Stränden in Oman alle fließenden Übergänge gibt. Und somit stellt sich dann die Frage, ob Heuglini und Barabensis auch in den Brutgebieten fließend ineinander übergehen. Denkbar wäre das entlang der großen in Nord-Süd Richtung fließenden Sibirischen Flüsse.


2015-12-09   2
Detlef Gruber Foto: Tundramöwe von Tobias Epple
Wenn die gängigen Verbreitungskarten noch aus der Zarenzeit stammen sind diese vermutlich genauso zensiert wie die ehemaligen Topografischen Karten der DDR im innerdeutschen Grenzbereich.
Zum Glück wissen wir, dass in der Nachzarenzeit neben Mittelmeer-, Herings-, Silber- & Steppenmöwe auch Larus „polonicus“ ein weit verbreiteter Brutvogel in Polen, Brandenburg, Sachsen, teilweise auch Sachsen-Anhalt wurde und inzwischen Niedersachsen erreicht hat.

Gerne würde ich mehr über die rezente Verbreitung von Larus fuscus heuglini, Larus fuscus barabensis und Larus fuscus „intermedius russicus“ erfahren. Es erscheint weiterhin schwierig auch nach Beendigung der Zarenzeit solche Informationen aus den Weiten Russlands zu erhalten.

[bearbeitet 2015-12-09]