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Brillengrasmücke
Spectacled Warbler
Curruca conspicillata

Nordrhein-Westfalen, 13-07-2017
© Micha Neumann


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2017-08-11   1
Tobias Epple Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Gratulation zur Entdeckung der Brut - und der gleichzeitig astreinen und artreinen ;-) Fotodokumentation!


2017-08-12   2
Arne Torkler Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Dem kann ich mich nur anschließen!

Durch die Entdeckung des Männchnes mit den Jungvögeln durch Henning Kunze und Micha Neumann haben wir einen bemerkenswerten Erstnachweis einer Brillengrasmücken-Brut in Deutschland. Gut, dass man der Sache anschließend sofort nachgegangen ist und die juv. gafangen und beprobt hat, denn vor vielen Jahren gab es gar nicht so sehr weit entfernt in Belgien eine männliche Brillengrasmücke, die juv spec. geführt hat. Leider gibt es hierzu keine weiteren Infos, daher blieb das ganze bzgl. der Herkunft des W offen.

AT


2017-08-12   3
Tobias Epple Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
... auch wenn hier Männchen (ohne dessen Entdeckung auch der Brutnachweis nicht gelungen wäre!) und Weibchen sowie Jungvögel fotographisch astrein und artrein dokumentiert sind, noch der Hinweis:

Es gibt übrigens europa- und weltweit keinen belegten Nachweis von Hybriden bei Sylvia conspicillata (Handbook of Avian Hybrids of the World etc.) - weder in den regelmäßigen Brutgebieten, noch bei Einzelbruten außerhalb des regulären Brutgebiets.

[bearbeitet 2017-08-12]


2017-08-12   4
Wolfgang Jakob Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
… das stimmt, aber das heißt ja nicht, dass man eine Hybridisierung generell ausschließen kann, nur weil bisher keine belegt ist. Innerhalb der Gattung Sylvia ist über Hybridisierung allgemein wenig bekannt. Betrachtet man die phylogenetischen Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gattung (Shirihai et al., 2001; Voelker & Light, 2011), bilden Brillengrasmücke und Dorngrasmücke eine Schwesternguppe. Eine potentielle Möglichkeit der Hybridisierung erscheint zumindest nicht unwahrscheinlich. Schließlich gibt es Nachweise (bzw. Hinweise) von Hybridisierung von deutlich weiter entfernt verwandten Sylvia-Arten (z.B. borin x communis; atricapilla x borin; u.a. - Handbook of Avian Hybrids of the World).

Beste Grüße

Wolle


2017-08-12   5
Tobias Epple Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
… im Umkehrschluss bedeutet die Argumentation, dass der Vogelbeobachter sich eine Dokumentation durch Beobachtung und Fotos bei einer seltenen Brut sparen kann. Denn bei vielen Vogelarten kann man eine Hybridisierung generell nicht ausschließen (auch wenn ‚an den Haaren herbeigezogen‘ bzw. noch nie vorgekommen) - Gewissheit bringt die DNA-Analyse ;-)
Die Entdecker der Brut sind somit diejenigen, die den Vögeln die Proben entnehmen? Besonders befremdlich in diesem Fall, wo eindeutige Fotos von ad M, W und Juv. vorliegen, der letztendliche Brutnachweis aber auf den Termin der Probeentnahme datiert werden soll? Mit befreundeten, ausländischen Birdern diese Vereinnahmung diskutierend, fiel am häufigsten das Wort „weird“!

Salopp zusammengefasst: Birder, pack Fernglas, Kamera und Aufnahmegerät weg! Egal wie weit hergeholt die Hybridtheorie ist, der Mann mit der DNA-Analyse ist schon unterwegs, um deinen Aufwand zu pulverisieren.

P.S.: Ob Beringung und DNA-Analyse bei seltenen Arten oder Bruten, wenn möglich, durchgeführt werden sollen, oder nicht, steht auf einem anderen Blatt (und wurde auch schon diskutiert). Vielleicht war es hier ganz gut - das wird die Zukunft zeigen …


2017-08-13   6
Jochen Dierschke Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Das würde ich anders sehen: Wenn ich Männchen und Weibchen einer Art mit Jungvögeln habe, beide bestimmen kann, ist es ein Brutnachweis der Art. Ich würde sogar einen führenden Altvogel mit Jungvögeln ohne Hinweis auf Hybriden als Brutnachweis zählen. Trotzdem ist es natürlich sehr schön, dass so ein außergewöhnlicher Brutnachweis per DNA bestätigt werden konnte, um jegliche Zweifel von vornherein ausschließen zu können.

Gleiches gilt ja auch bei dokumentierten Nachweisen bei einer Seltenheitenkommission: Wenn kiene Hinweise auf Hybriden vorliegen, wird der Vogel anerkannt (z.B. Großfalken, Steppenweihe, Schelladler etc.).


2017-08-13   7
Tobias Epple Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Zitat Jochen Dierschke

Das würde ich anders sehen: Wenn ich Männchen und Weibchen einer Art mit Jungvögeln habe, beide bestimmen kann, ist es ein Brutnachweis der Art. Ich würde sogar einen führenden Altvogel mit Jungvögeln ohne Hinweis auf Hybriden als Brutnachweis zählen. Trotzdem ist es natürlich sehr schön, dass so ein außergewöhnlicher Brutnachweis per DNA bestätigt werden konnte, um jegliche Zweifel von vornherein ausschließen zu können.

Gleiches gilt ja auch bei dokumentierten Nachweisen bei einer Seltenheitenkommission: Wenn kiene Hinweise auf Hybriden vorliegen, wird der Vogel anerkannt (z.B. Großfalken, Steppenweihe, Schelladler etc.).

Danke, Jochen - die Sache mit wenigen Worten (v. a. wesentlich weniger als ich) auf den Punkt gebracht!

Schließlich ist auch KEINE gesonderte Probenahme und Analyse nötig, um festzustellen, ob es sich bei dem Vogel um einen Wildvogel handelt. Obwohl man bei nahezu jeder Art - inklusive u. a. Stockente, Kohlmeise oder Haussperling - eine Herkunft aus Gefangenschaft generell nicht ausschließen kann ;-)


2017-08-13   8
Jochen Dierschke Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Zitat Tobias Epple



Schließlich ist auch KEINE gesonderte Probenahme und Analyse nötig, um festzustellen, ob es sich bei dem Vogel um einen Wildvogel handelt.

M.W. wurde aber bis zum Fangeinsatz nie das Weibchen nie gesehen (sondern erst am selben Tag), so dass ein genetischer Ausschluss einer Hybridbrut schön ist. Außerdem wissen wir, falls nächstes Jahr wieder eine Brillengrasmücke in der Eifel ist, ob es dasselbe Männchen bzw. evtl. einer der Nachkommen ist. Beim Vogel im Schwarzwald wissen wir das ja leider nicht.


2017-08-13   9
Arne Torkler Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Zitat Jochen Dierschke

M.W. wurde aber bis zum Fangeinsatz nie das Weibchen nie gesehen (sondern erst am selben Tag), so dass ein genetischer Ausschluss einer Hybridbrut schön ist. Außerdem wissen wir, falls nächstes Jahr wieder eine Brillengrasmücke in der Eifel ist, ob es dasselbe Männchen bzw. evtl. einer der Nachkommen ist. Beim Vogel im Schwarzwald wissen wir das ja leider nicht.

Hallo Jochen,

Micha Neumann hat einen Vogel fotografiert (Bilder hier im Club), der gut das W sein könnte - hier gibt es aber unterschiedliche Meinungen (ich tendiere auch zu BGM W) und es ist ja nun inzwischen auch vollkommen egal. Unbestritten gebührt den bereits oben genannten Beobachtern auch unser aller Glückwunsch, aber das schrieb ich ja bereits weiter oben. Und ja, genau das ist ja das spannende: kommt das selbe M. wieder, kommen ggf. sogar juv. zurück? Viele Aspekte und da wir ja nun scheinbar alle einer Meinung sind, können wir gespannt auf das kommende Jahr dort warten.

Alle Umstände, Fakten, weitere Fotos und vieles mehr zu diesem Brutnachweis wird man in einer der kommenden Ausgaben von Dutch Birding dann in einem Artikel nachlesen können.

Gruß AT

[bearbeitet 2017-08-13]


2017-08-13   10
Tobias Epple Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Zitat Jochen Dierschke

... Außerdem wissen wir, falls nächstes Jahr wieder eine Brillengrasmücke in der Eifel ist, ob es dasselbe Männchen bzw. evtl. einer der Nachkommen ist ...

... Beringung und DNA-Analyse ist daher ja auch an sich keine schlechte Sache. Nur, wenn sie dazu verwandt wird, den eigentlichen feldornithologischen Brutnachweis in den Schatten zu stellen, wird's befremdlich!

Obwohl jeder, der mit der Art vertraut ist (oder einen Blick ins Vogelbuch wirft), auf den Fotos vom 13.7. BGM Weibchen und Jungvögel sieht, lässt sich auch das offenbar zerreden :-(

Jedenfalls haben sich Entdecker von Männchen und BGM-Familie erfreulicherweise auf eine gemeinsame Veröffentlichung verständigt - bin schon gespannt auf die Publikation in DB von Micha und Arnim!

[bearbeitet 2017-08-14]


2017-08-14   11
Arne Torkler Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
xxx

Kommentar gelöscht, es ist es nicht wert. Ich hoffe, diese leidliche Diskussion ist nun beendet. Jeder weiß nun Bescheid ;-)

[bearbeitet 2017-08-14]


2017-08-14   12
Eckhard Glaeser Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
....einer geht noch.

In einem Gespräch, welches der Sekretär Goethes, Johann Peter Eckermann, mit Goethe am 8. Oktober 1827 führte, gibt er folgende Ausführung Goethes wieder. Zitat :

»Die Herren Ornithologen, versetzte Goethe, sind wahrscheinlich froh, wenn sie irgendeinen eigentümlichen Vogel nur einigermaßen schicklich untergebracht haben; wogegen aber die Natur ihr freies Spiel treibt und sich um die von beschränkten Menschen gemachten Fächer wenig kümmert.«

So, nun ist aber wirklich Schluß.

EG


2017-08-15   13
Arne Torkler Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Hallo Ralf,

Wouter Faveyts, Leiter der Belgischen Seltenheitenkommission, hat mir freundlicherweise einige weitere Infos geschickt. Die Stelle liegt nicht allzu weit entfernt, es war aber bereits 1999:

"... The record can be summarized as follows: the bird was discovered at a heath nature reserve called ‘Mechelse Heide’, in Maasmechelen, Limburg province, in northeastern Belgium. This is the exact location of the reserve: waarnemingen.be/gebied/info/29817 . It is the site description in our national species database (not just of the rare birds committee). There is a map in the link, which can be zoomed out. As you can see, it further north than the German site. The bird was discovered on 11 June 1999 and was last seen on 23 July 1999 (total length of stay: 43 days). When discovered, it was holding territory (singing). It was trapped and ringed on 14 June, and was then shown to be a first summer bird (second calendar year). The bird was seen to be accompanied by a second female type Sylvia on the day that it was ringed (14 June): the second bird was seen moving among the heather bushes, but it could not be ringed and it was not conclusively ID-ed as either another Spectacled Warbler or a Common Whitethroat Sylvia communis. On 5 July, the bird was again seen in the company of another Sylvia warbler, a female type, which again not be identified. On 23 July, the male was seen together with 2 other birds, but they were only seen well for about 10 seconds: either 2 young or one young and the female: only one of the other birds appears to have been seen well enough to be ID-ed as a young Sylvia warbler. At one occassion on this date, as the article mentions, a female Common Whitethroat was seen with the Specacled Warbler. The young bird that was seen well enough was said to be of the same small size as the accompanying male Spectacled Warbler. It is described to have a distinct wing, with dark tertials and rusty primaries. One could assume that they actually meant dark-centred tertials, but they described it as ‘dark’ tertials. Maybe this was a bad description. The head, back and shoulders are described as tawny coloured. All-in all, only the male was well described; none of the other birds was well described. In the beginning of its stay, the bird responded well to taping, another indication of its territorial behaviour. It is said in the article that there were no Common Whitethroat breeding in the immediate vicinity of the territory of the Spectacled Warbler, although there were territories of that other species a little bit further away in the same general area. The article concludes that there certainly was a territory of a male Spectacled Warbler, but there can be no certainty of breeding. It is considered unlikely that the bird was breeding with a Common Whitethroat (although the bird is described tob e seen with a female of that species on 5 July: see above – own comment) and it is considered possible that the bird was breeding with another (female) Spectacled Warbler. The article fairly concludes that there can be no certainty about either of these options.
In the article, the habitat at the site where the bird stayed is described as follows: dry heath, with a species poor and dense vegetation less than 1 meter in height. The main plant species was Calluna vulgaris. Some lower bushes and small trees were sparsely present at the location, such as Common Broom Cytisus scoparius, Common Oak Quercus robur and Buckthorn Frangula alnus.
In the report of rarities committee (see www.belgianrbc.be/reports/BAHC_Report_31_1998_2003.pdf ) the record is accepted as a second calendar year Spectacled Warbler. As there is no hard evidence about the ID of the other birds, it is mentioned that it was a possible breeding record, but that there is no conclusive evidence to confirm this. So, none of the other birds have been accepted as a Spectacled Warbler and even the actual breeding is not considered proven.
It was the first record of Spectacled Warbler for Belgium, and it has remained the only record so far. Quite an astonishing record: breeding on the first record and then not recorded for at least 18 year! ..."

Gruß AT


2017-08-16   14
Frank Wichmann Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Zitat Ralf Aumüller

Danke Arne,

klasse!

Und wieder der Ginster vor allen anderen! War auch in Niedersachsen damals so! Für ´ne Suchanleitung reicht´s ja fast schon. Man suche baum- und strauchlose Areale auf Sandboden und konzentriere sich auf Ginstergestrüpp. Dann klappt´s auch mit der Brillengrasmücke... In höheren Lagen müsste man ggf. eine modifizierte Anleitung erstellen (wie ist die Habitatsituation denn auf dem Feldberg?).
LG RA

Fichte, (Eberesche) und Heidelbeere - und kein Ginster und kein Sandboden - Auerhuhnhabitat ;-))

Grüße aus dem Schwarzwald
Frank


2017-08-17   15
Daniel Buschmann Foto: Brillengrasmücke von Micha Neumann
Hallo zusammen,

ganz so einfach ist die Suche nach der Brillengrasmücke dann wahrscheinlich doch nicht. Wenn ich die Ausführungen von Wouter Faveyts richtig verstehe, dann hielt sich die Brillengrasmücke in Belgien in einem von der Besenheide bzw. dem Heidekraut (Calluna vulgaris) dominierten Bereich auf. Daneben seien Besenginster (Cytisus scoparis), Stieleiche (Quercus robur) und Echter Faulbaum (Frangula alnus) vereinzelt vertreten. Es scheint sich also um ein typisches vom Heidekraut dominiertes Sandheidegebiet mit vergleichsweise geringem Ginsteranteil zu handeln. Solche Gebiete sind auch in Norddeutschland noch relativ zahlreich vorhanden.

Viele Grüße
DB