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2021-12-15    1
Thorsten Krüger Vagrancy in Birds
Für alle, die sich jenseits des Ticks für die dem Vorkommen eines bestimmten Individuums (Seltenheit), einer Art oder Artengruppe zu Grunde liegenden Ursachen interessieren, sei eine Neuerscheinung auf dem Büchermarkt empfohlen:

Lees, A.C. & J.J. Gilroy (2021): Vagrancy in Birds. 400 Seiten. Helm, London. 47,99 Euro.

Die beiden Autoren, die das Themenfeld schon sehr lange beackern und darüber u. a. ein Kapitel im wunderbaren „Rare Birds – Where and When“ von R. Slack (2009) verfasst haben, legen mit diesem Buch ein Standardwerk zum weltweiten Phänomen von „Vagrancy“, dem Out-of-Range-Auftreten von Vögeln, vor. Nach einem einführenden Kapitel über die Grundlagen von Vogelorientierung werden verschiedene Mechanismen vorgestellt, die zu Vagrancy führen: Kompassfehler, Verdriftung, Zugprolongation (Overshooting), extreme Wetterereignisse, Irruptionen, Dispersal, vom Menschen unterstützte Vagrancy. Danach werden die Konsequenzen von Vagrancy für die beteiligten Arten und Ökosysteme beleuchtet. Hier wird deutlich: Vagrancy ist ein hochspannendes, mächtiges biologisches Phänomen und viel mehr als das, als was es von manchen früher abgetan wurde („nur Seltenheiten-Geticke“, „keine biologische Relevanz“ usw.). Im Anschluss werden etliche Vogelfamilien vorgestellt und die bei ihnen im Hinblick auf Vagrancy relevanten Ursachen diskutiert.
Ein Schlaglicht sei an dieser Stelle auf eine Artengruppe, bei der immer wieder Diskussionen über ihr Vorkommen in Europa/Deutschland aufflammen, gesetzt: die „New World Sparrows“ (S. 311 ff.) in Kombination mit dem Kapitel „Jet streams and vagrancy“ (S. 45 ff.) … Zum Schluss gibt’s noch ein schönes Kapitel über Vagrancy in Zeiten des Klimawandels, in der auch z. B. die jüngste Studie eines französischen Forscherteams über die Etablierung eines neuen Überwinterungsgebiets (in Frankreich) beim Spornpieper behandelt wird („Pseudo-Vragrancy“).
Alles in allem scheinen mir die Autoren – nach einer ersten Blitzdurchsicht des Buches - in den von Ihnen vorgestellten Themenfeldern voll „auf Stand“ zu sein, es ist ein profundes, Vagrancy erschöpfend behandelndes Werk entstanden. Das Buch ist reich bebildert. Nicht wenige der Vogelfotos stammen von den beiden Autoren selbst. Von allen abgebildeten Arten hat man zig bessere Aufnahmen in den einschlägigen europäischen Birding-Magazinen gesehen, das ist m.E. aber nachrangig, denn es ist vor allem sehr authentisch und lebendig dadurch. Insgesamt packt einen sofort das „Seltenheiten-Fieber“ und die Begeisterung für die Sache.

Wer schnell ist, kann sich das Buch selbst noch unter den Weihnachtsbaum oder auf den Gabentisch legen, denn es ist hierzulande bei einem großen Online-Versandhandel zu bekommen.

[bearbeitet am 2021-12-15]